Aljoscha – Geschwindigkeitsbeschleunigung der Evolution
(11. Mai 2019 – 27. Juli 2019)
In unserer Ausstellung Aljoscha – Geschwindigkeitsbeschleunigung der Evolution zeigten wir einen Querschnitt seines Schaffens der letzten Jahre sowie einer eigens für unseren Ausstellungsraum entwickelten Installation.
Aljoscha wurde 1974 in Glukhov in der Ukraine geboren, war von 2001 bis 2002 Gasthörer an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Konrad Klapheck und studierte 2006 an der internationalen Sommerakademie für bildende Kunst in Salzburg bei Shirin Neshat. Er lebt und arbeitet heute in Düsseldorf und ist mit großen Ausstellungen bzw. Installationen national und international präsent.
In seinen Zeichnungen, Skulpturen und Installationen beschäftigt er sich grundlegend mit Themen wie der Biologie, der Lehre des Lebens sowie des Bioismus bzw. Biofuturismus, der als utopisches Modell von neuartig erdachten Lebensformen bzw. Lebewesen dient. Aljoscha konzipiert Skulpturen, Installationen und Interventionen nicht als gängige Kunstwerke, sondern als futuristische Organismen im Sinne des Bioismus.
Inspirationsquellen für sein Schaffen sind u. a. die Bio- und Gentechnologie. Er orientiert sich näher an den Naturwissenschaften und der Philosophie als an der Kunsttheorie. Aljoscha sagt: „Ich betrachte die Kunst als eine der höchsten humanen Tätigkeiten. Sie stellt für mich eine Philosophie dar, vielleicht sogar eine Religion. In diesem Sinne versuche ich eine ästhetische Utopie zu schaffen.“
Mit seinen auratischen Skulpturen und Installationen bricht Aljoscha ganz klar mit den Linien der gängigen Kunstpraxis. Denn es geht ihm weder um die künstlerische Reproduktion von Phänomenen, noch um eine abstrakte Verfremdung dieser. Vielmehr schafft Aljoscha auf Basis von Acrylfarbe, Silikon und Acrylglas fremdartige Organismen, die über Zeit und Raum erhaben sind. Die Transparenz und Feinheit seines erwählten Materials sowie das Leichte der Form ist ganz bewusst ausgewählt, denn durch deren schwebenden Zustand wird Beweglichkeit und Dynamik hervorgerufen.
„Die Evolution und deren Verlauf sind nicht linear – es herrschen nicht nur objektive Rekombinationen, Mutationen und Selektionen, sondern auch unerwartete Umgebungs- und Zustandsveränderungen – die großen Zufallselemente. Diese ständigen Abweichungen treten nicht nur in regelmäßigen Abständen auf, sondern auch als seltene, alles überragende besondere Ereignisse. Es wird vermutet, dass wir als Spezies durch solch ein besonderes Ereignis entstammen und unsere eigene humane Evolution läuft nun wieder rascher als bisher gedacht; unsere Gene mutieren wieder mit zunehmender Geschwindigkeit.
Diese Ansichtsweise versuche ich in dieser Ausstellung zu implementieren, aber nicht einfach zu beschreiben und zu interpretieren, sondern durch die Abweichungsmethode einer neuartigen Ästhetik zum Leben zu erwecken. Die Komposition als Katalysator soll primäres Ziel dieser Schau werden. Unsere Geschichte wird immer und immer wieder durch solch sprunghafte Mutationen erweitert und für die nächste Generationen von Homo Creator neu geschrieben.“
Aljoscha im Frühjahr 2019
Fotos: Günter König