Barbara Anna Husar - JUMP
(07. Mai bis 15. Juli 2017)

JUMP betitelt Barbara Anna Husar ihren ersten Solo-Auftritt in der Galerie Maximilian Hutz, eine beschreibende Feststellung, eine lebensbejahende Äußerung, mehr noch: eine Aufforderung!

Das Publikum solle es ohne viel Zaudern wagen, sich beherzt in die Dynamik des multimedialen Gefüges zu begeben und sich in dem vielfältigen Gebilde zu bewegen, nicht nur direkt auf die zentrale Großinstallation aus dreizehn Trampolinen, sondern auch in dem heterogenen Spannungsfeld zwischen den umgebenden Werken. Die unterschiedlichen Medien reichen von klassischer Ölmalerei, über Zeichnung, Stempelarbeiten und Installation bis zu Videokunst und beanspruchen in der Betrachtung Konzentration und vor allem geistige Flexibilität.

Im Kreis der Bildwerke ist ein kleines Automobil, der sog. „Frosch“1, positioniert, in welchem die Videoarbeiten Jeep Gold und Jeep Nomads präsentiert werden, als eine fahrbare Ausstellung in der Ausstellung, eine Anspielung auf die geforderte Mobilität in der Betrachtung. Ein sprunghafter Blickwechsel vom einzelnen Exponat zu den gegenüber stehenden Werken verdeutlicht die Synergien in dem Netz, verbindende Synapsen stellen sich unvermittelt ein.

Es gilt die Vibrationen, die sich in der Komplexität der Exponate auftun und sich im dreizehnteiligen Trampolin bündeln, aufzunehmen und selbst weiterzuentwickeln. Das Trampolin Interdimensional Spaceport ist tatsächlich als Einladung zur Bewegung zu sehen. Seine einzelnen Teile sind sechseckig, sie zeichnen die Form von Waben nach, die zu einem symmetrischen konzentrischen Gebilde montiert sind, das an kristalline Strukturen erinnert. Ausstrahlende Form und Farbe finden ihren Widerhall in der Serie der Vision Seeds, visionäres Saatgut als großformatige Malerei auf Rettungsdecken. War die Rettungsdecke zunächst für Barbara Anna Husar selbst Schutz vor der nächtlichen Kälte in der Wüste Sinai, dann sinnstiftendes Objekt in Videoarbeiten, ist sie seit 2012 strahlender, sensibler und doch deutungsvoller Bildträger.

Auch die abstrakten Ölgemälde, von der Künstlerin selbst als neuro–impressionistische Reflektionen elementarer Erlebnisse bezeichnet, gründen in Erfahrungen am Sinai. Der Eindruck der unermesslichen Weite des freien Himmelsraums als körperhaftes mythisches Volumen verdichtet sich in leuchtender Ölfarbe zu sinnlicher und meditativer Malerei, gleichermaßen Repräsentation von universalem Kosmos wie reine Abstraktion in flirrenden Farben und Lichtern, Essenz einer hypnotischen Wahrnehmung.

Es sind substanzielle Strukturen der einzelnen Exponate, die über das Materielle und den Individuellen Gehalt hinausweisen, Datenflüsse erzeugen und in der Zusammenschau neue sinnstiftende Verbindungen anregen um in einem energetischen Feld weiterführende Wechselwirkungen zu entfalten. Sinnbildlich sind daher die großen Papierarbeiten, die freie Malerei mit eigens entwickelten Stempeldrucken vereinen und in welchen sich phantastische, manchmal symbolische und metaphorische Ebenen überlagern, als Synapsenschmieren betitelt. In den Datenblättern, kleineren grafischen Arbeiten, sind bildliche Motive und verbale Begrifflichkeiten zusammengeführt, als ein Feld der Ressourcen, Stimulus zu freien Konnotationen und Assoziationen rund um das Interdimensional Spaceport und den Ausstellungstitel JUMP.

Barbara Anna Husar versteht ihre Ausstellungstätigkeit als eine Praxis vielschichtiger Kommunikation. Die präsentierte durchlässige Struktur verwebt die Frequenzen der einzelnen sprühenden Artefakte zu einem aktivierten heterogenen Raum von feinsinnigem Sensorium, dessen Potenzial im sprunghaften Perspektivenwechsel unmittelbar in Erfahrung gebracht und vieldeutig in der Zusammenschau erlebt werden soll. (Text von Margareta Sandhofer)