Gottfried Bechtold
#alterswerk #20
(15. November 2025 – 31. Jänner 2026)

Gottfried Bechtolds #alterswerk #20 ist Ausdruck einer gewissen Leichtigkeit, die er sich im Gegensatz zu seinen früheren, oft in mehrfacher Hinsicht schweren Arbeiten selbst genehmigt. Mit der Ausstellung zeigen wir ausgewählte Werkstücke aus Ölmalerei und skulpturalem Schaffen von Bechtold, der als einer der bedeutendsten österreichischen Bildhauer und Konzeptkünstler gilt.

Eine gewisse Leichtigkeit, die gewonnene Freude an der Farbe, die Erinnerung an das Durchbrechen des Skulpturenbegriffs – Bechtolds Alterswerk imitiert keine Angstbezeichnung, sondern ist moderner Zeitzeuge seiner neuen künstlerischen Freiheit. Die Ausstellung bringt dies mit den ausgewählten Werkstücken auf den Punkt: 20 Ölbilder, 20 Ready Maid-Skulpturen und 20 Betonporsche-Multiples.

Mit dem ersten „Betonporsche“ durchbrach Gottfried Bechtold 1971 vorbildlos den Begriff der Skulptur und der Bildhauerei. „Ich wollte weg vom Menschen als Vorbild für die Skulptur.“ Es war weltweit eine der ersten skulpturalen Arbeiten, die sich explizit mit dem Auto beschäftigte, entsprechend dauerte die Akzeptanz, auch innerhalb der Kunstszene. „Aufhänger für mich war die Paradoxie, die dahintersteckt.“ Damals verwandelte Gottfried Bechtold einen Porsche 911 S in ein dreidimensionales Faksimile aus Beton. Ein Sinnbild für Agilität und Dynamik wurde zu einer 13,6 Tonnen schweren Skulptur – zu einer paradoxen Manifestation des schnellen Porsche. „Schon damals war ich der Vision angehängt, dass das Auto eine Brückentechnologie ist. Das wird irgendwann, zwar nicht im Moment, zum Fossil.“ Visionär war Bechtold auch als Weiter-denker der wesentlichen Ideen von Marcel Duchamp. 2021 entstand aus Anlass des 50-Jahr-Jubiläums das Betonporsche-Multiple „Der Konstanzer“ als exakte Miniaturausgabe mit einer signierten Auflage von 911 Stück: 20 noch verfügbare Exemplare sind Teil der Ausstellung – in Erinnerung an einen Moment der bedeutenden Erweiterung des Kunstbegriffs durch Gottfried Bechtold.

„Früher waren meine Werke härter“, erzählt Bechtold. „Rückblickend war meine ärgste Arbeit, vom Gewicht und von der Intensität her, die Interkontinentale Skulptur für die UNO-City in Wien, 1986. Da habe ich fünf Megalithen aus fünf Kontinenten mit einem Gesamtgewicht von ca. 316 Tonnen nach Wien gebracht. Das war nicht nur gewichtsmäßig schwer, sondern auch diplomatisch.“ Nun lässt ihn besonders die Malerei eine gewisse Leichtigkeit in der Materialität und auch im Tun erleben, was er sich genehmigt und was ihm Vergnügen ist, wie er sagt. Mitunter ist die Lust an der Farbe Ausdruck davon. „Hinter den Bildern steckt meine zunehmende Bewunderung für die Farbe, zugleich eine aufrichtige Entschuldigung, weil ich sie früher verachtet habe.“

Die konzeptuelle Idee für die 20 abstrakten Ölmalereien, die in der Ausstellung zu sehen sind und bei denen man hie und da eine Skulptur zu erkennen meint, die aber keinem gegenständlichen Motiv entspringen, fußt auf 200 Tierporträts (20 x 20 cm) von Bechtold aus dem Jahr 2020. Daraus entstanden Abstraktionen: Ein altmeisterlich gemalter Elefant war Auslöser, dass Bechtold die restliche Farbe auf der Palette mit intuitiver und gestischer Spontanität auf eine neue Leinwand ins Abstrakte übertrug. „Das faszinierte mich, die unbekannte Expression des gemalten Tieres. Und doch sind Tierbild und Abstrakt von der Phänomenologie der Farbe her identisch; sind chemisch identisch.“

Bechtold ist ein großer Anhänger der Paradoxie, auch die Kontextverschiebung fasziniert ihn, die er bei der Skulpturen-Serie der „Ready Maids“ aufgreift. Auf den Kopf gestellt und aus ihrem ursprünglichen Kontext herausgelöst, lassen die aufgefundenen Astgabelungen – eigentlich alltägliche Fundstücke, deren skulpturales Potenzial Bechtold erkannt hat – primär an einen weiblichen Torso denken. Die Ausstellung zeigt eine Auswahl von 20 Ready Maids aus verschiedenen Hölzern, entrindet und geglättet, mit einer Höhe von 13 cm bis 180 cm. Die prominenteste Vertreterin der Ready Maids, überdimensioniert und auf Hochglanz poliert, steht vor dem Bregenzer Festspielhaus.

Text: Natalie Kreutzer