Michael Ornauer
Genesis – Embracing the Unknown
(27. September 2025 – 31. Oktober 2025)
Das Werk des Wiener Künstlers umfasst organisch- und geometrisch-abstrakte sowie monochrome Gemälde. In Genesis – Embracing the Unknown präsentieren wir ausgewählte Arbeiten aus den Serien von Michael Ornauer. Die Ausstellung ist von 27. September bis 31. Oktober 2025 in unserer Galerie in Hard zu sehen.
Michael Ornauer wurde 1979 in Wien geboren. Er studierte Gegenständliche Malerei in den Meisterklassen von Hubert Schmalix und Amelie von Wulffen an der Akademie der bildenden Künste Wien. Heute lebt und arbeitet er in Neulengbach bei Wien.
Ornauer stellt sich die Frage: „Woher kommt das alles und was ist das eigentlich – Kunst?“ Die Arbeitstische in der Ausstellung – eigentlich Nebenprodukte, zugleich zentral, skulptural anmutend – sind kaum mehr als ein Hinweis auf diese Fragen. Den zentralen Fragen nach der Entstehungsgeschichte, der Genesis der Werke, nach deren geistigem Ursprung und ausführender Kraft. Wer ist der Schöpfer? Eine Auseinandersetzung, die in Ornauers Schaffen omnipräsent ist. „Meine Bilder, außer den Großformaten, sind auf diesen Tischen entstanden. Die Tische sehen aus wie Geburtenstationen, tragen die Spuren, belegen den physischen Ursprung der Werke.“ Offen bleibt für Ornauer, wo ihr geistiger Ursprung liegt: „Als Künstler gelte ich als Schöpfer der Werke. Doch, woher kommen sie metaphysisch, immateriell?“
So bleibt ihm jedes Bild auch immer ein wenig fremd, als ob er es nicht selbst erschaffen hätte, wie er sagt: „Ein merkwürdiges Gefühl bleibt in mir zurück, eine Unklarheit, woher das nun kam, wo ich’s gefunden habe.“ Die Malerei ist für Ornauer eine Innen-Schau, die sich letztlich nach außen stülpt. Sie ist ein Prozess, eine meditative Reise – getragen von seiner jahrzehntelangen Praxis im Zen-Buddhismus, auf der Suche nach dem Unbekannten und Neuen. Die größte Offenbarung bringt ihm dabei die Stille.
In seiner Entwicklung bricht Ornauer 2017 mit der Figuration. Er wendet sich zur Gänze der Abstraktion zu – ein drastischer Neubeginn. Das Dazwischen, die wiederentdeckten Räume und Oberflächen hinter seinen Figuren, wird zum Hauptakteur in seinem Werk. Er gestaltet ohne Referenz auf etwas in der realen Welt. Im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung mit Haptik, Farbe und Material. Ornauer löst sich von traditionellen Werkzeugen und drückt mit der Rakel dicke Farbe über den Malgrund. Trägt hauptsächlich auf Jute auf. Schicht für Schicht. „Die Farben müssen einander so begegnen, dass sie sich verstärken.“ Die Seite der Leinwand bleibt unbehandelt – und damit der Blick auf den Ursprung offen. Ornauer arbeitet aus seiner Intuition, folgt einer Eingebung, ignoriert daraus Kompositionsgrundsätze: „Mit diesem Herangehen an die Arbeit kannst du etwas kreieren, was auf dieser Welt noch nicht war; um nicht zu sagen, etwas Überirdisches.“
Angelehnt an die japanische Philosophie des Wabi-Sabi sieht Ornauer die Schönheit in Dingen, die gereift, die repariert worden sind, die den Makel und das Unvollkommene einbeziehen. So auch in seiner Kunst. Die Oberflächen seiner Werke sind nie makellos. Durch Frei-kratzen oder Drauf-setzen bringt er seine persönlichen Gesten in die Bilder ein. Oft führt er eine künstliche Zerstörung herbei, um dann wieder Reparatur sichtbar machen zu können – die Reparatur (Heilung) der Welt: „Form ist Inhalt. Kunstschaffen ist für mich die Reparatur der kaputten Welt. Aber ich will keine neue Welt, sondern heilen. Dass es am Ende besser ist, gelöst. Ich betrachte meine Bilder als gelöst, nicht als fertig. Man sieht die Brüche, man sieht, was davor war. Ich versuche, etwas Schönes zu schaffen, das gut tut.“
Text Natalie Kreutzer
